Wappen der Familie Sellschopp
Durchleüchtigster Hertzog!
Gnädigster Fürst und Herr!

Ihre Hochfürstl. Drl. Preißwürdige Gnade, welcher noch
bis dato die Chor=Schüler in der Hochfürstl. Duhm Schu„
le zu Ratzeburg in Ziehung des so schönen Hochfürstl. Stipen„
dii
von 100 ch lübl. jährl. sich haben zu erfreüen, habe ich
auch in meinen zarten Jugend=Jahren 4 Jahr lang un„
verdient genoßen. Ich erkenne dieselbe noch heüte in
tiefster Unterthänigkeit mit unsterbl. Dank, sinte„
mahl mir solches Stipendium nachhero noch auf der Aca„
demie
zu Leipzig treffl. wohl zustatten gekommen, da
sonsten meine seel. Eltern wegen unserer a'o 1693 einge„
äscherten Vater=Stadt Ratzeburg mir mit keinem eintzi„
gen ßl. behülflich seÿn können. Wann nun der liebe
Gott mich nachgehends, da ich geschickt zum Predigen ge„
worden, leider an einen so schlechten Orth nach seinem
Göttlichen Willen geführet, da ich auf einer sehr misera„
blen aus einem eintzigen Dorfe bestehende Pfarre
mich mit meinem Weibe und 6 Kindern sehr kümmerl.
surtentiren muß, mich auch viele Mecklenburgische Lei„
den als die Muskowitische Unruhe, Vieh=Schaden und
Mißwachs dermaßen mitgenommen, daß ich leider nun„
mehro ohne mitleidiger und erbarmender Hertzen Assi„
stence
nicht mehr weiß zu subsistieren, vielweniger mei„
nen armen Kindern zu succurriren, wie solches der
Einschluß eines warhaftigen attestati von dem Consi„
storial
=Rath und Superintend. Hn von Krackeviz in co„
pia
klärl. an den Tag leget. Als gelanget an Ihro
Hochfürstl. Drl.. Dieses mein Unterthänigst demüthig„
stes Supplicatum, Ihro wolten Gdst geruhen,

für meinen ältesten Sohn Jürgen Gabriel Selschop, der
von Gott ein schönes ingenium und Lust zum studiren hat,
auch zu dem Ende dero Hochfürstl. Duhm=Schule fre„
quentiret
, die Hohe Fürsten=Gnade zu haben, daß er
die erste vacirende Stelle eines dasigen Chor=Schülers
bekleiden, und von Ihro Hochfürstl. Drl. je„
tzo als ein Unterthänigster Expectante gnädigst erkläret
und confirmiret werden möge. Ich trage zu dero
Hochfürstl. angebohrnen Clemence die Unterthänigste Con„
fidence
, Ihro werden mich armen Prediger und mein
armes Kind auch mit solchen Hochfürstl. Gnaden=Au„
gen anblicken, mit dergleichen mein Bruder der Prae„
ceptor
an der dasigen Hochfürstl. Schule und 3 seiner Söhne
bishero sind angesehen worden und noch werden.
Ich aber werde nicht aufhören Tag und Nacht mit den
armen Meinigen die Göttl. Majestät anzuflehen, daß
Selbige ihr allergnädigstes Antlitz auch auff Ihre Hoch„
fürstl. Drl. beständigst leüchten laße, dero gantzes
Hochfürstl. Mecklenbg=Strelitzsches Hauß zu einem unauff„
hörl. Seegen aussetzen und in stetem Hochfürstl. Flor
bis an jenen großen Tag beÿ allem ersinnlichen
Hochfürstl. HochErgehen gnädigl. conserviren, in je„
ner Freüden=vollen Ewigkeit aber dero Hochfürstl.
Häüpter mit denen Unvergleichlichen Lebens=Kronen
begnädigen wolle, daß Sie leüchten wie die Sonne immer
und ewiglich. Ergebe Ihro hiemit der Allmächti„

gen Gnaden=Beschirmung Gottes des Allerhöchsten, und
verharre nechst Unterthänigster süßen Hoffnung einer Gnä„
digsten Erhörung

Ihro Hochfürstl. Durchl.
Meines Gnädigsten Fürsten
und Herrn
Witzin d. 13 Jun.
1720
Unterthänigst demüthigster Knecht
Johann Andreas Selschop
Pastor zu Witzin im Sternbergschen
Ammte des Hertzogthums Hochfürstl.
Mecklenburg belegen.

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